Was ist eigentlich eine Marktgärtnerei?
Marktgärtnerei, oder market gardening, ist ein landwirtschaftliches Anbausystem, das jedoch weit über diese Definition hinausgeht – es ist ein Bekenntnis zur Umwelt, zur Gesundheit und zur Wertschätzung von Lebensmitteln sowie der Landwirtschaft, die sie hervorbringt.
Auf begrenzter Fläche werden frisches, regionales Gemüse, Obst und Kräuter produziert, die direkt zum Verbraucher gelangen. Dabei gibt es keine langen Transportwege und keine fragwürdigen Lagerzeiten – dafür erhält der Konsument vollsten Geschmack und höchsten Nährstoffgehalt.
Wirtschaftlich betrachtet zielt diese Produktionsform darauf ab, mit ökologisch nachhaltigen und regenerativen Anbaumethoden einen maximalen Ertrag aus einer Kulturfläche zu erzielen, während gleichzeitig die Bodenfruchtbarkeit mindestens erhalten und idealerweise sogar verbessert wird.
Wie dieses System funktioniert und warum es zukunftsfähig ist, möchten wir durch die folgenden Leitgedanken erläutern:
Vorgehen: Das Anbausystem einer Marktgärtnerei umfasst die Anpflanzung verschiedener Kulturen in einer abwechslungsreichen Fruchtfolge auf kleinstrukturierten Beetflächen, anstatt eine einzige Kultur großflächig anzubauen. Neben diesem vielfältigen Anbau wird auch großer Wert auf die Schaffung von Lebensräumen für Nützlinge gelegt, beispielsweise durch Blühstreifen oder Hecken, um gezielt die Biodiversität zu fördern.
Warum ist das gut? Durch den vielfältigen Anbau und eine gezielte Fruchtfolge wird die Bodenfruchtbarkeit nachhaltig gestärkt, während die Förderung von Nützlingen für eine natürliche Schädlingsregulierung sorgt. Großflächige Monokulturen hingegen schaffen ein Ungleichgewicht, das Schädlinge und Krankheiten begünstigt und oft den Einsatz von Pestiziden erforderlich macht.
Vorteile für alle:
Natur: Ein stabiles, gesundes Ökosystem mit Lebensräumen für Nützlinge hält Schädlinge weitgehend im Gleichgewicht. Der Verzicht auf chemische Mittel fördert Vielfalt und Gesundheit.
Konsumenten: Zugang zu einer bunten Auswahl an frischem, unverfälschtem Gemüse – natürlich und frei von Pestizidbelastung.
Produzenten: Die Vielfalt im Anbau reduziert Schädlingsrisiken, stärkt die Pflanzengesundheit und sorgt für stabile Erträge. Zudem bereichert es das Arbeiten, wenn der Garten voller Leben ist!
Vorgehen: Um den Boden optimal zu versorgen und den Humusaufbau zu fördern, wird er mit Kompost, Gründüngung, Mulch und anderen natürlichen Düngemitteln bedeckt. Kompost bringt Nährstoffe und mikrobielles Leben in den Boden, während Gründüngung durch tiefwurzelnde Pflanzen Stickstoff zurückführt und den Boden lockert. Mulchen schützt den Boden vor Erosion und hilft, Feuchtigkeit zu speichern. Die Anwendung einer abwechslungsreichen Fruchtfolge sorgt zusätzlich dafür, dass die Nährstoffaufnahme der Pflanzen optimiert und der Boden nicht einseitig belastet wird.
Warum ist das gut? Anstelle chemischer Düngemittel, die oft zwar einen schnellen, aber begrenzten Effekt erzielen, stärken natürliche Methoden den Boden nachhaltig und dauerhaft. Der Aufbau von Humus verbessert die Fruchtbarkeit sowie die Wasserspeicherung und macht den Boden widerstandsfähiger gegenüber Extremwetter wie Trockenheit und Starkregen.
Vorteile für alle:
Natur: Ein lebendiger Boden, der Pflanzenwachstum fördert und Erosion verhindert. Humusaufbau verbessert die Fähigkeit, Wasser zu speichern und bei Regenfällen mehr aufzunehmen.
Konsumenten: Gesunde, aromatische Produkte mit höherem Nährstoffgehalt – denn: gesunder Boden bedeutet gesundes Gemüse. Ein mikrobiell aktiver Boden versorgt die Pflanzen optimal, sodass diese wichtige Vitamine und Mineralstoffe bilden, die wiederum unserem Körper guttun.
Produzenten: Ein dauerhaft fruchtbarer Boden sorgt für stabile Erträge und macht den Einsatz künstlicher Düngemittel überflüssig.
Vorgehen: In der Marktgärtnerei bleibt der Boden so weit wie möglich in seiner natürlichen Struktur und wird nur oberflächlich oder in wenigen Zentimetern Tiefe bearbeitet. Statt mit schweren Maschinen tief zu pflügen, kommen Handarbeit und kleine Geräte zum Einsatz. Enge Pflanz- und Beetabstände ermöglichen eine optimale Flächennutzung und reduzieren das Wachstum von Beikräutern.
Warum ist das gut: Diese Methoden schützen die Mikroorganismen und fördern ein lebendiges Bodengefüge. Bei verdichteten Böden können sich die Wurzeln der Kulturpflanzen nur bis zur Tiefe ausbreiten, in der der Boden bearbeitet wurde; darunter bleibt der verhärtete Boden funktionsunfähig, was die Luft- und Wasserzirkulation behindert und zu Staunässe, geringer Fruchtbarkeit und häufig dem Einsatz von chemischen Mitteln führt.
Vorteile für alle:
Natur: Ein gut durchlüfteter, gesunder Boden begünstigt das Wachstum starker Pflanzen, sorgt für eine tiefere Durchwurzelung, eine bessere Wasseraufnahme und -speicherfähigkeit und fördert die Artenvielfalt.
Konsumenten: Produkte aus nachhaltigem Anbau bieten Vertrauen und Mehrwert – frisch, nahrhaft und mit einem verringerten ökologischen Fußabdruck produziert.
Produzenten: Effiziente Anbaumethoden senken die Kosten durch den Verzicht auf synthetische Mittel und fördern die langfristige Stabilität des Bodengefüges.
Vorgehen: Die Produkte einer Marktgärtnerei gelangen direkt vom Garten in die Küche der Verbraucher – ohne Umwege. Dadurch entsteht eine enge Verbindung zwischen Konsumenten und Produzenten.
Warum ist das gut? Durch die Direktvermarktung und den saisonalen Anbau kann die Ernte in höchster Frische und mit maximalem Vitamingehalt angeboten werden. Die Produkte erreichen die Konsumenten ohne lange Transportwege oder Zwischenstationen, was auch unnötigen Verpackungsaufwand reduziert. Dieser Ansatz fördert zudem das Bewusstsein für saisonale Zyklen und hilft den Verbrauchern, ihre Essgewohnheiten bewusster zu gestalten.
Vorteile für alle:
Natur: Die kurzen Transportwege senken den CO₂-Ausstoß und unterstützen nachhaltige Landwirtschaft, während der geringe Verpackungsaufwand die Müllbelastung reduziert.
Konsumenten: Direkter Zugang zu frischen, saisonalen Produkten, die durch den hohen Nährstoffgehalt und intensiven Geschmack überzeugen und das Standardsortiment im Supermarkt meist übertreffen.
Produzenten: Faire Preise und die Möglichkeit, eine direkte Beziehung zu den Kunden aufzubauen, was Raum für Aufklärung und Bewusstsein über die Vorteile der Marktgärtnerei schafft.
Vorgehen: Durch ökologische Anbaupraktiken und den Aufbau stabiler Ökosysteme trägt die Marktgärtnerei aktiv zum Klimaschutz und zur Förderung einer zukunftsfähigen Landwirtschaft bei. Ziel ist es, naturnah zu arbeiten und organische Prozesse zu unterstützen, anstatt sie zu beherrschen.
Warum ist das gut? Gesunde, humusreiche Böden binden Kohlenstoff und verringern die Freisetzung von Treibhausgasen. Darüber hinaus fördern diese Maßnahmen die Biodiversität, schützen vor Erosion, verbessern den Nährstoffgehalt des Bodens, stabilisieren den Wasserhaushalt und helfen, mit Extremwetterereignissen besser zurechtzukommen.
Vorteile für alle:
Natur: Ein Beitrag zur Stabilisierung des Klimas und zur Schaffung widerstandsfähiger, gesunder Ökosysteme.
Konsumenten: Die Gewissheit, dass der Einkauf bei einer Marktgärtnerei aktiv zum Umweltschutz beiträgt.
Produzenten: Langfristige Sicherheit und ein stabiles Einkommen durch nachhaltige Praktiken, die den Markt für umweltbewusste Produkte stärken.
Der gesunde Boden ist die Basis allen Lebens.
Ohne ihn gibt es keine Nahrung, keine Lebensräume, kein Klima, keinen Wohlstand.
Alles beginnt bei ihm
– und ohne ihn endet das Leben, wie wir es kennen.